Donnerstag, 14. April 2016
Die Bauakademie Oberösterreich in Lachstatt war diesmal schon traditioneller Gastgeber der Industrie- und Mitarbeiterschulung der ÖAP. Über 120 Zuhörer konnten sich über „Aktuelles zu Normen und Richtlinien“, aber auch über andere branchenspezifische Themen informieren.
Der Obmann Christian Lautner, MSc sieht die Hauptaufgaben der ÖAP, als Dienstleister, sowohl für die ÖAP Mitgliedsbetriebe als auch für Sachverständige, Prüfinstitute und Normungsausschüsse, laufend Information über das Marktgeschehen zu bieten.
Aktuelle bzw. anstehende Arbeiten der ÖAP:
Die Initiative „Putz drauf, gut drauf“ wurde vollinhaltlich in die Agenden der ÖAP übernommen. Damit steht den Mitgliedsbetrieben eine zusätzliche Werbe-Plattform zur Verfügung. In Kooperation mit der BAUAkademie Wien wurde darüber hinaus erstmalig ein mehrtägiger Lehrgang für den „Spezialist Putz“ sowie für den „Fachmann Putz“ angeboten. Beide konnten mit einem - vom WIFI anerkannten – Zeugnis abgeschlossen werden.
Neues aus dem Bereich Normung und Richtlinien:
Zu den bevorstehenden Aktivitäten zählen u.a. die Überarbeitung des Merkblattes „Algen und Pilze an Fassaden“ und eine Neuauflage der Richtlinie „Beschichtung von Innenputzen“, in Kooperation mit der österreichischen Malerinnung.
Eine Überarbeitung der VAR VI für Werkputzmörtel wird nach Erscheinen der relevanten europäischen und österreichischen Normen ÖNORM EN 13914-1, ÖNORM EN 13914-2 und ÖNORM B 3346, voraussichtlich im Juni 2016, erfolgen.
Interessante Fachvorträge fehlten auch bei der diesjährigen Industrie- und Mitgliederschulung nicht:
Herr DI Peter-Frank Donauer, MEng – IBS Technisches Büro GmbH, widmete sich der Frage, ob Brandschutz für Wärmedämmverbundsysteme kompliziert zu planen sei. Wesentlich für die Planung ist zunächst die Festlegung: Brandschutz und seine Ausführung an der Fassade ist immer Sache des Planers und niemals des Verarbeiters.
Auf welcher Basis erfolgt die Planung?
1. So sind zum Beispiel Brandschutzmaßnahmen in der ÖNORM B 6400 strenger geregelt, als in der OIB RL.
2. Ist dann auch die Gebäudeklasse zu definieren, welche die Mindestanforderungen an das Wärmedämmverbundsystem festlegen. Es bleiben de facto nur die Gebäudeklassen 4 und 5 als kritische bzw. detaillierter zu betrachtende Anwendungsfälle über.
Herr Mag. Ing. Christian Vondrus – Wopfinger Baustoffindustrie GmbH zeigte auf, wie das Thema „Gesundes Wohnen“ auch für verarbeitende Betriebe zur großen Chance werden kann.
Da mittlerweile die Luftqualität in Innenräumen, in denen wir uns bis zu 90% aufhalten, oft schlechter als jene in öffentlichen innerstädtischen Bereichen ist, haben Endkunden bzw. Bauherrschaften ein großes, wenngleich selten ausgesprochenes, Interesse am Thema Wohngesundheit.
Herr Ing. Rudolf Baminger vom Unfallverhütungsdienst der AUVA –Landesstelle Linz, warf einen Blick auf die Arbeitssicherheit am Bau.
Rund 20% aller Arbeits-Unfälle sind Sturz bzw. Absturz und damit Ursache der häufigsten, meist schweren Verletzungen. Dem Sichern und Schließen von allen Öffnungen, auch Deckenöffnungen, aber v.a. auch dem fachkundigen Aufbau von Gerüsten kommen hier große Bedeutung zu.
Hochqualitative Lösungen erfüllen einerseits Kundenwünsche und bringen dem Verarbeiter neben einem Alleinstellungsmerkmal auch höhere Preise für seine Leistungen. Ob mit hochwertigen raumklimaregulierenden Putzen oder aktivierenden bzw. belebenden Beschichtungen bzw. Anstrichen: „Gesundes Wohnen“ hat Potential und Zukunft für Verarbeiter und Nutzer.
Kalkulieren Sie richtig - diesem Thema ging Mag. Erich Kremsmair, MBA, Orange-Cosmos nach. Wie kommt man zum richtigen Preis?
Oft werden Angebote nur geschätzt oder vom Mitbewerb „abgekupfert“-
Einflussfaktoren sind einerseits Regelwerke und Normen, die es zu erfüllen gilt sowie die aktuelle Marktsituation, andererseits aber v.a. die Kosten für Arbeit, Material und Geräte die es im Vorfeld unbedingt genau zu kalkulieren gilt.
Hilfen dazu sind in der ÖNORM B 2061 aufliegende Kalkulationsblätter für Lohnkosten, Materialkosten, Gerätepreise bis hin zum fertigen Innenputz oder Wärmedämmverbundsystem. Sie sind ein Muss für jeden Unternehmer. Nur wer langfristig seine Kosten wirklich kennt und richtig rechnet, kann am Markt überleben.
Im Foyer stand Herr Joachim Walchshofer, mba von der Firma Digiplan GmbH für alle Fragen zum Thema Aufmaßplanung für Anfragen bereit.
Abschließend lenkte Christian Lautner, MSc, Vorstand der ÖAP die Aufmerksamkeit auf vielfältige aktuelle Problemfälle und Fragestellungen im täglichen Baustellenbetrieb:
- Die wesentlichsten Punkte der VAR Anputz- und Abschlussprofile sind das Reinigen des Untergrundes und die Klebeprobe. Bei Versagen der Klebeprobe muss der Fassadenarbeiter in jedem Fall reagieren und informieren. Bei hinterlüfteten Alu-Schalen darf keinesfalls auf die Aluschale geklebt werden, da sonst ein Hohlraum für Kondensatbildung geschaffen wird.
- Bei Anschlussarbeiten im Sockelbereich sind geeignete Trennbänder zwischen Pflasterung, Asphalt etc. zur Fassade zu verwenden, die damit auch zu einer klaren Gewerktrennung führen.
- Auch der Feuchtigkeitsschutz im Fassadensockelbereich bis ca. 5cm über die Geländeoberkannte ist mittlerweile „state of the art“.
- Fehlende Gerüstschutznetze sind bei weitem kein Kavaliersdelikt mehr.
- Speziell bei thermischen Sanierungen sind bis weilen Plattenabzeichnungen erkennbar, die ein vermeintliches Schrumpfen der Dämmplatten vermuten lassen. Vielmehr handelt es sich aber um großflächige Ablösungen ganzer Platten auf Grund mangelhafter Untergrundvorbehandlung, bzw.-prüfung und der oft fehlenden Abrissprobe.
- Sehr oft fehlende Dämmungen hinter Rollokästen sind vom Fenstereinbauer fachgerecht zu schließen und nicht vom Fassadenarbeiter „semiprofessionell“ zu lösen.
- Die Noppenfolie im Perimeterbereich ist mit der glatten Seite wandseitig zu verlegen.
- Brandschutzriegel sind immer vollflächig zu kleben und zu verdübeln.
Die einzlenen Vorträge finden Sie hier (nur für ÖAP Mitglieder):
http://www.oeap.at/mitglieder-2/dokumente/dokumente-2016.html
Auf Ihr Kommen und zahlreichen Besuch freut sich das ÖAP-Team!