am Donnerstag, den 14. September 2017
Unter regem Interesse fand am 14.09.17 die 145. Tagung der ÖAP im Landhotel Schicklberg in Oberösterreich statt.
Christian Lautner, Obmann der ÖAP durfte 73 Interessierte in Kremsmünster begrüßen, darunter zwei neue Mitgliedsbetriebe – die Firma Hilti Austria GmbH sowie das Sachverständigenbüro Grundner aus Villach.
Zu Beginn verwies Christian Lautner auf das Arbeitsprogramm 2017 sowie auf Aktuelles aus dem Bereich der Normung und Richtlinienarbeit.
Dokumente: Bericht zur 145. Tagung der ÖAP (nur für eingeloggte ÖAP Mitglieder)
Die Details sind im Mitgliederbereich der Homepage nachlesbar.
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NORMUNG UND RICHTLINIEN:
Die ÖNORM B 6400 Teil 1, Teil 2 und Teil 3 haben seit 01.09.2017 Gültigkeit. Wichtige Änderungen werden im anschließenden Fachvortrag von Herrn Lautner im Detail beleuchtet.
Die ÖNORM B3346 wird im Anschluss an die VAR VII, Verarbeitungsrichtlinien für Werkputzmörtel überarbeitet und soll die wesentlichen national-relevanten Regelungen und Ausführungen als Grundspielregeln abbilden.
Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Überarbeitung der VAR VI für Werkputzmörtel, wo es v.a. auch um die Einarbeitung des Bereichs der Planung in diese Richtlinie geht. Das Erscheinungsdatum der Richtlinie ist mit Jahresende geplant.
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit berichtet der Obmann über die Ausbildungsoffensiven 2018 in Kooperation mit den BAUAkademien Österreichs. Für das Frühjahr hat die ÖAP eine Förderung zur Ausbildung Spezialist/-in Putz beschlossen – es werden 50% der Ausbildungskosten von der ÖAP übernommen. Das Angebot wendet sich an Fachkräfte von ÖAP Mitglieds-Handwerksbetrieben eine Aussendung mit den Teilnahmekonditionen wird in den nächsten Tagen an alle Handwerksbetriebe ausgesandt.
MSC Sanierungsmanagement wurde auf das nächste Jahr verschoben und findet in Zusammenarbeit mit der FH Burgenland und der Bauakademie Wien statt.
Im Zuge der Fachvorträge erläuterte DI Dr. Gottfried Stimmeder, Bautechnisches Institut GmbH die Mitwirkung des Putzmörtelsystems bei Einbruchhemmung, Durchschusshemmung und Brandschutz.
Das BTI aus Puchenau bei Linz ist eine Prüf- und Inspektionsstelle für den Bereich Bau (Baukonstruktionen, Baustoffe, Bauphysik, Sanierung). In Österreich gibt es jährlich ca. 8.000 Brände, oft im Zusammenhang mit WDVS. Die Ausführung der Putzschicht und deren unterer Abschluss sind entscheidend. Risiko bei der Durchführung von thermischen Sanierungen besteht vor dem Aufbringen der Putzschicht.
In einer anschaulichen Präsentation erläutert Herr Stimmeder die Prüfung eines Hochlochziegels 50 cm (41 Lochreihen, 4 mm Stegdicke) in einer Prüfwand, mit Fenster und Leichtgrundputz, Armierungsschicht und pastösem Oberputz, die am BTI durchgeführt wurde. Die Prüfung erfolgt mit Brecheisen (A3) bei Fenster und verputzter Wand, wobei die Wand bis zu einer durchgangsfähigen Öffnung bearbeitet wurde. In 5 Minuten wurde eine Öffnung von 18 x 23 cm geschafft (Norm: 30 x 40 cm). Putz mit Gewebe verstärkt den Durchbruch gegenüber dem reinen Ziegel um den Faktor 7.
Die Einbruchhemmung wird in der Europäischen Norm EN 1628 definiert: Widerstand gegen gewaltsame Öffnung und Fähigkeit der Gebäude, fest verankert zu bleiben. Durchschusshemmung lt. EN 1522 mit den Widerstandsklassen 1 bis 7. In FB 1 bis FB 4 liegen Faustfeuerwaffen, FB 5 bis FB 7 Gewehre. Beschussversuche sind beauftragt und werden unter Beteiligung der Putzindustrie durch-geführt (Interessenten bitte melden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).
David Selzer und Gottfreid Perschl von Hilti Austria GmbH – nun auch Mitglied der ÖAP - stellten mit ihrem Vortrag „Wärmebrücken-optimierte Verdübelung“ vor. Hilti ist in mehr als 120 Ländern tätig und hat in Österreich 5 Außendienst-Mitarbeiter beschäftigt. Untergrundprüfungen und Auszugsversuche werden angeboten und durchgeführt, ebenso die Einschulungen der Verarbeiter vor Ort.
Das Gesamtportfolie weist über 10.000 Produkte auf, wobei alleine im Jahr 2016 an die 60 Neuprodukte ins Sortiment aufgenommen wurden. Für WDVS steht u.a. der Schraubdübel HTR-P als Innovation für schnelle und einfache (oberflächenbündige) Montage zur Verfügung. Keine Wärmeausleitung wegen der Kunststoff-Schraube (Chi-Wert = 0,000 W/K).Für die Nutzungskategorien A, B, C, D und E zugelassen. Bis Dämmstoffdicken von 260 mm geeignet.
Eigenes Versetzwerkzeug für genaues Setzen, die Montage ist aber auch mit einem normalen T30-Bit möglich. Der Schlagdübel HTS T-Save mit 30 mm Eindringtiefe, Zulassung für die Kategorien A und B, sorgt mit Schlagsperre für optimalen (oberflächenbündigen) Sitz.
Als weitere Dübel sind der SDK-FV (Schlagdübel mit Chi-Wert 0,000 W/K), HTH-Helix (Schraubdübel für versenkte Montage und alle Untergründe mit Ausnahme von Holz; nur für EPS-F) und der Setzdübel XI-FV (für Befestigung auf Beton) zu nennen.
Im dritten Fachvortrag referiert Christian Lautner, allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger und Vorstand der ÖAP über die Neuerungen der ÖNORM B 6400, im Speziellen über den Teil 1, der sich mit dem Thema Planung und Verarbeitung beschäftigt und somit den wichtigsten Teil für Verarbeiter darstellt.
Als Bezugsnorm bleibt u.a. die ÖNORM B 2259 bestehen. Darüber hinaus sind ÖAP-Richtlinien und jeweils Richtlinien der Hersteller zu beachten.
Als wichtigste Änderungen werden die Erhöhung der Mindestputzdicken des Unterputzes auf 3 mm, die Konkretisierung von Brandschutzriegel- und schotte sowie der Unterschied zwischen Neubau und Bestand genannt.
Brandschutzdetails sind vor Beginn der Arbeiten abzuklären und festzulegen (Brandschutzkonzept!). Im Spritzwasserbereich können künftig auch EPS-S Dämmplatten eingesetzt werden, die Wertigkeit (D = mind. 120 kPa) ist aber fragwürdig.
Spritzwasserbereich gilt auch für Loggien und Laubengänge, nicht aber für Fensterlaibungen. Weiters weist Herr Lautner darauf hin, dass Systembestandteile nicht gemischt werden sollen und wenn, nur nach Ausführung von Feldversuchen vor Ort. Ein Witterungsschutz durch Fassadenschutznetz und Niederschlagsschutz von oben ist zu beachten.
Die Belags- oder Geländeoberkante ist vor Arbeitsbeginn durch den Planer festzulegen. Feuchtigkeitsschutz unter Terrain ist auszuführen, aber der Hochzug über Terrain ist nicht definiert, da ein ca. Wert in einer Norm nicht angeführt sein darf.
Die Werte aus der ÖAP-RL Sockel können herangezogen werden. Zwischen Belag und WDVS ist eine konstruktive Trennung auszuführen (Noppenbahn). Anschlussprofile lt. Tabelle 4 in den Klassen II und III. Zu beachten ist weiters, dass Abdichtungen über 30 cm Höhe auch durch die Bauwerksabdichtung gedübelt werden dürfen.
Verklebung auf Sonnenschutz (z.B. Rollladenkästen) ist immer zu prüfen. Leitungsführung darf im Kleberbett erfolgen, ebenso korrosionsgeschützter Blitzschutz. Regenfallrohre dürfen nicht in das WDVS integriert werden (Ummantelung z.B. mit OSB-Platten – nicht durch den Fassader auszuführen). Unterputzdicken ab jetzt systembedingt mind. 3, 5 oder 8 mm. Mittelwert aus 5 Proben muss mind. 3 mm betragen, keine Probe darf die Mindestdicke um mehr als 0,5 mm unterschreiten.
Das Deckeln ist bei jeder dritten Plattenreihe durchzuführen, sowie nach der ersten (untersten) und der vorletzten oben. Bei Stückelung von Profilen immer im Übergangsbereich einen Gewebestreifen einlegen.
Abschließend weist Herr Lautner darauf hin, dass Dokumentationen durch den Verarbeiter durchzuführen sind, hierzu ist Anhang C der Norm zu beachten.
Ein gemeinsames Mittagessen mit regem Erfahrungsaustausch rundete die Veranstaltung ab.
Bitte notieren Sie die nächsten Termine der ÖAP:
Industrie- und Mitarbeiterschulung am Donnerstag 16.11.2017
BAUAkamdemie OÖ, Lachstatt 41, 4221 Steyregg (ausschließlich für ÖAP Mitglieder)
Vortragsveranstaltung am Donnerstag 30.11.2017
Hotel Paradies, Straßganger Straße 380 b, 8054 Graz
Auf Ihr Kommen freut sich das ÖAP-Team!
Anmeldungen sind bereits auf unserer Homepage möglich!